Wir schützen kleine Wüstenblumen!

Gegen Genitalverstümmelung
Für Frauen- und Kinderrechte

Aufklärungskampagnen

aufklaerungkiAufklärungskampagne von CAFGEM in Kinango

Die Gesundheit von Frauen hat einen zentralen Stellenwert bei den Bemühungen um eine nachhaltige und den spezifischen Länderbedingungen angepasste Entwicklung. So müssen die Verminderung von Armut (durch Einkommen schaffende Maßnahmen) und dadurch die Aussicht auf Chancengleichheit (Empowerment) das Ziel der gemeinsamen Bemühungen sein. Dabei ist der Zugang zur Bildung eine unabdingbare Voraussetzung. Das gilt insbesondere für dezentrale Regionen, wo Aufklärung seitens der staatlichen Behörden kaum oder gar nicht durchgeführt wird und die Existenz von Bildungseinrichtungen trotz immenser Summen von "Entwicklungshilfegeldern" durch die Geberländer meist gänzlich fehlt. So versuchen in Kenya die Community Based Organisations (CBO) als regionale und lokale Interessengruppen sich selber zu helfen, und dabei wollen wir sie unterstützen. Vorrang haben hierbei die stark benachteiligten Frauen, um mit ihrer Hilfe einen effektiveren Kinderschutz erreichen zu können. "Our protected girls are promise in future!" sagt Maria Nareku, Mitbegründerin von CAFGEM. Bisher geht es aber immer noch um einen geschlechtsspezifischen Kinderschutz, der sich auf den Schutz von Mädchen konzentriert. Einen geschlechtsneutralen Schutz auch für Jungen zu erreichen, stellt sich bislang als äußerst schwierig dar. Auch Eltern, die der genitalen Verstümmelung ihrer Töchter abschwören, halten die "Beschneidung" bei Jungen aus verschiedenen Gründen für notwendig. Hier steht den Bemühungen um die Gleichberechtigung Minderjähriger noch einiges bevor, aber ein Anfang wurde 2016 mithilfe vom VMMC-Experience-Project und Intact Kenya gemacht. Ein Radioprogramm im County Migori ermöglichte HörerInnen Fragen zu stellen.

Marie Nareku ist gelernte Agrar-Ökonomin. Sie lebt und arbeitet in der Region Taveta in Kenya. Als Gründungsmitglied von CAFGEM i. J. 2000 betreut sie verschiedene Entwicklungsprojekte und leitet eine achtklassige Schule samt angeschlossenem Kindergarten. Sie engagiert sich aufgrund ihrer eigenen leidvollen Erfahrung durch FGM (Female Genital Mutilation) beharrlich gegen diese Ausübung ritueller Gewalt. Dabei wurde sie gewahr, dass FGM internationale Verbreitung erlangte und deshalb ihrer Meinung nach auch nur mit internationalen Bemühungen gestoppt werden kann. So muss sie erleben, dass Eltern die im Ausland leben, ihre Töchter häufig zurück in ihre Heimat bringen, um sie der schädlichen Praktik zu unterziehen. Diese Unterwanderung ihrer eigenen Bildungsarbeit macht Nareku sehr wütend. Verwundert stellt sie fest, dass westliche Regierungen kaum etwas tun, um mit ihren gesetzlichen Möglichkeiten diese Mädchen besser zu schützen.

Wasserzufuhr - Hygiene in der CAFGEM-Schule  

Beim Bau der Schule wurde für eine ausreichende Toilettenanlagen gesorgt, was in Afrika nicht selbstverständlich ist. Viele Eltern der Mädchen haben zudem kein Geld, um Monatsbinden zu kaufen, deshalb bleiben die Töchter während ihrer Menstruation zuhause, wo sie sich mit alten Stoffresten und Papier behelfen müssen. In der CAFGEM-Schule erhalten sie Binden jedoch kostenlos und haben in einem separat für sie gebauten Raum die Möglichkeit, sie während des langen Schultags zu wechseln. Damit entfällt für sie der Verzicht auf den Unterricht. Eine vorbildliche Maßnahme, die ihresgleichen sucht. Beim jährlichen Projektbesuch freuen wir uns, die Erfolge dieses gut durchdachten Managements in der Aufklärungs- und Bildungsarbeit zu erleben.

Arbeitsmethode von CAFGEM

Nach Ansicht der kenianischen Projekt-Mitarbeiterinnen muss Aufklärung und Bildung den Weg bereiten, die schädliche Gewohnheit von Genitalverstümmelung dauerhaft zu überwinden. Bei Aufklärungskampagnen wird der Anspruch von Menschenrechten (Unversehrtheit des Körpers) erklärt, um den Teufelskreis der Unwissenheit zu durchbrechen und so das Selbstbewusstsein der Frauen (Empowerment) zu stärken. Das neue Wissen erleichtert Ihnen den Kampf gegen das körperliche und seelische Leid, welches schädliche Gewohnheiten bewirken. Das betrifft z. B. die extreme Gewalterfahrung von Genitalverstümmelung in der Kindheit und die häufige Zwangsverheiratung als Minderjährige, wodurch Mädchen automatisch von Bildungsprozessen abgekoppelt werden. Hinzu kommt der schmerzliche Vertrauensverlust zu den Eltern, der seelische Narben hinterlässt.

CAFGEM vermittelt in Dörfern biologische und medizinische Grundkenntnisse mithilfe von Print- und Audiomedien und einem weiblichen anatomischen Beckenmodell aus Plastik, das vom Inter African Commité (IAC) für die Aufklärung in dezentralen Regionen entwickelt wurde. Auch der österreichische Ärzteverband "Aktion Regen" hilft mit speziell entwickelten Tools von Dr. gyn. Maria Hengstberger bei der Grassroot-Aufklärung.

Parallel zur dezentralen Aufklärung in Dörfern sollten die harten Lebensbedingungen der Frauen erleichtert werden. Die Frauen beschwerten sich darüber, dass sie durch ihre ökonomische Abhängigkeit bei gesellschaftlichen Entscheidungen (z. B. der Verweigerung von Genitalverstümmelung an ihren Töchtern) kein Mitspracherecht hätten. CAFGEM half deshalb mithilfe von Spenden durch TABU INTERNATIONAL Starthilfen für Einkommen schaffende Maßnahmen zu geben: Anschaffung von Nutztieren, Eseln als Lasttiere, Saatgut, Baumsetzlingen und Nähmaschinen. Einigen begabten Schülerinnen konnten mithilfe von Spenden ihre Stipendien finanziert werden.

Vernetzung durch Dorfkommittés

Nach den Kampagnen sammeln sich kleine Gruppen, die eine soziale Kontrollinstanz in ihren Dörfern bilden und mit CAFGEM vernetzt bleiben. Nach Aussage des CAFGEM-Teams werden von den Menschen der aufgeklärten Gemeinschaften keine FGM mehr durchgeführt, obwohl einige Beschneiderinnen versuchten, die Kampagnen zu hintergehen. Die Reparaturen des alten Projektautos auf Schlaglochpisten macht einen erheblichen Kostenfaktor aus. Schon aus Sicherheitsgründen vor wilden Tieren und aufgrund kilometerweit zu bewältigender Distanzen bei großer Hitze oder Tropenregen auf unbefestigten Sandwegen ist es jedoch unverzichtbar.

Aufklärung ist Bildung! Ohne langjährige Bildungsmaßnahmen wäre es CAFGEM nicht gelungen, medizinische Kontrolluntersuchungen für die genitale Unversehrtheit der Mädchen in den Bildungseinrichtungen von CAFGEM durchzusetzen. Für diese Kombination von Bildungs- und Schutzarbeit erhielt CAFGEM von der staatlichen Behörde den Titel "Role Model" verliehen.

Das CAFGEM-Projekt braucht unsere Unterstützung!

Die Umsetzung und Nachhaltigkeit dieser Aktionen zum konkreten Schutz von Mädchen vor FGM ist nur durch Spenden möglich und wird alleinig durch CAFGEM über TABU e.V. finanziert. Staatliche Unterstützung gibt es bislang nicht. Inzwischen werden 15 ProjektmitarbeiterInnen beschäftigt. Sie leisten die pädagogische Arbeit, die Instandhaltung und Bewachung der Gebäude samt Einrichtungen. CAFGEM ist als kleiner Arbeitgeber in der abgelegenen Region beliebt und respektiert. Die Familien der Angestellten sind durchweg mittellos und können durch diese Arbeit ihre Grundnahrungsmittel kaufen.

Nachhaltige Entwicklung heisst, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Umfeld hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung wurde im April 2001 von der Bundesregierung berufen. Er entwickelt Beiträge für die Nachhaltigkeitsstrategie und -politik der Bundesregierung, benennt konkrete Handlungsfelder und Projekte und macht Nachhaltigkeit zu einem öffentlichen Anliegen.

 

 

Dr. Hans Geisler, Staatsminister a.D., Mitglied im Nachhaltigkeitsrat

 

TABU INERNATIONAL e.V. wurde vom Nachhaltigkeitsrat als einziges ausländisches Projekt ausgewählt zur Beteiligung am Event von Mission Sustainability 2009 in Berlin.

 

Die Stadt Dortmund würdigt das Ehrenamt:

TABU e.V. ist seit mehreren Jahren im Besitz des Agenda21-Siegels und gewann 2011 den Wettbewerb. Herzlichen Dank an die Jury des Agenda-Büros sowie Oberbürgermeister Ulrich Sierau!

CAFGEM-Aktivistinnen: Farhia Abdikadir und Marie Nareku in Kasigao.

Marie Nareku bei der Aufklärung mit einem weiblichen Beckenmodell des Inter African Committé / IAC in Musmarini

 

CAFGEM-Aufklärung in Maungu

 

Aufklärung auf dem Schulhof der CAFGEM-Schule mit Dorfältesten und religiösen Oberhäuptern.

 

Aufklärungsseminar in Mwasemi

 

Jährliche Spendenabrechnung im CAFGEM-Office durch TABU e.V.

 

Video, Fotos und Texte: copyright TABU e.V.

Video

Videoconny

Conny Mwashuma, CAFGEM,
zur Relevanz der Terminologie bei Aufklärungskampagnen