Ökonomische Unterstützung für Frauen
Foto: copyright Ulla Barreto
Außer einem nonformellen Bildungsangebot durch Aufklärungskampagnen unterstützen wir Selbsthilfe-Projekte von Dorffrauen, die dazu dienen, ihre ökonomischen Lebensbedingungen auf dem Land zu verbessern. Diese Begleitmaßnahmen helfen, die körperliche Unversehrtheit von Mädchen und Frauen indirekt zu schützen, die Frauengesundheit insgesamt zu verbessern und ihrer Verarmung entgegenzuwirken. Die Töchter verschaffen den Eltern üblicherweise ein Brautgeld (Dhauri), arme Familien wollen darauf nicht gerne verzichten. Die Voraussetzung für Heiraten sind/waren die genitale Verstümmlung der Mädchen und oft ihr zu junges Alter (Early Marriage). Um ein Umdenken zu erreichen sind fortdauernde Aufklärungs- und Bildungsmaßnahmen eine unerlässliche Voraussetzung für Nachhaltigkeit und damit einen gesellschaftlichen Wertewandel.
Um die Frauen und Mütter in ihrem Selbstbewusstsein (Empowerment) zu bestärken, ist die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation von maßgeblicher Bedeutung. Deshalb halten wir es für sinnvoll, mithilfe von Spendengeldern auch die Starthilfen von CAFGEM für Einkommen schaffende Maßnahmen an Frauengruppen zu unterstützen. Zwischen den Frauen und CAFGEM hat sich daraus eine Wechselwirkung in Bezug auf diese vertrauensbildenden Maßnahmen und einer sich daraus ergebenden sozialen Kontrolle gegen die genitale Verstümmelung (FGM) von Mädchen in ihren Dörfern entwickelt. Eine aufgeklärte Zivilgesellschaft und wirtschaftlich unterstützte Frauen, können sich effektiver gegen schädliche Gewohnheiten wie der ritualisierten Gewalt gegen Kinder durch Genitalverstümmelungen und Zwangsheirat zur Wehr setzen.
Beispiele für ökonomische Unterstützung:
Arbeitserleichterung: Esel-Initiative und Kamelprojekt
Für Touristen mag es "exotisch" sein, aber die meisten afrikanischen Frauen wünschen sich ein Ende des mühseligen Wasserschleppens auf ihren Köpfen. Weil kilometerlange Wasserleitungen teuer sind, führte CAFGEM von 2005 bis 2007 mit der Vergabe von Eseln eine hilfreiche Maßnahme durch. Die Tiere befördern Wasserkanister, Holzbündel oder Agrarerträge und erleichtern so den Frauen ihren Arbeitsalltag bei gleichzeitiger Verbesserung ihres Einkommens. Nachkommen der Esel sollen unentgeltlich an bedürftige Frauen weitergegeben werden. Dieses Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen.
Kamele sind widerstandsfähiger als Kühe in Dürreperioden und deshalb sehr wertvolle Nutztiere. Ihre Nahrung ist nicht abhängig von Gras. Werwertbar sind ihr Fell, Fleisch und die Knochen. Esel sowie Kamele dienen als Last- und Reittiere, ein weiterer Vorteil gegenüber Kühen. Kamelmilch ist fast lactosefrei, sehr nahrhaft und ein begehrtes Lebensmittel. Der Preis für ein Kamel liegt zwischen 500 - 800 Euro. Auch dieses Projekt ist abgeschlossen.
Gesundheit durch Selbsthilfe: Artemesia Annua zur Malaria-Behandlung
Der chinesische Beifuss Artemesia Annua hilf in China bereits seit mehr als 2000 Jahren gegen Malaria, die jährlich tausende Menschen dahinrafft. Mithilfe der Organisation ANAMED werden auch in Afrika MultiplikatorInnen ausgebildet, um die Pflanze anzubauen und weiterzuverarbeiten. CAFGEM finanzierte drei Aktivistinnen die Teilnahme an einem Anamed-Fortbildungsseminar in Musoma. Zwei Frauengruppen bauen die Pflanze seither erfolgreich an und verkaufen die getrockneten Blätter als natürliches Heilmittel. Der Artemesia-Tee hilft nicht nur zur Behandlung bei Malaria, sondern stärkt die Abwehrkräfte. Sein Wirkstoff verhindert Resistenzen. Ein Segen für Menschen in armen Ländern, die kaum Zugang zu medizinischen Einrichtungen haben.
Kultur: Bewahrung alter Handwerkskunst - Flechten von Dhuffuls
Eine fast ausgestorbene Handwerkskunst der ost-afrikanischen Nomadinnen (Somali und Orma) ist das Flechten von Dhufful. Es handelt sich um große Matten mit unterschiedlichen Ethno-Mustern, die über mobilen Hüttengestellen befestigt werden. Für die Herstellung werden von den Frauen bestimmte Gräser verwendet, die trocken gelagert und geflochten werden. Im Innern der Hütten ist das Design sichtbar, während außen das lange Gras zum Schutz vor Hitze, Sandstürmen oder Regen erhalten bleibt.
Um diese Handwerkskunst zu erhalten, bietet CAFGEM den Flechterinnen in der Projekt-Schule die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten an Kinder und Jugendliche in Workshops weiterzugeben. Fertige Matten sind beliebt und werden verkauft.
Umweltschutz: Müllentsorgung - "TakaTaka-Women"
CAFGEM leitete in Zusammenarbeit mit dem Munizipal die lokale Müllentsorgung ein. Herumliegender Abfall ist Auslöser für viele gefährliche Infektionen und Epidemien - besonders in den Tropen. Gravierend ist die Belastung durch Plastikabfall, der nicht verrottet sondern kleine Tümpel für die drastische Vermehrung von Parasiten liefert. Durch CAFGEM erhalten arme Frauen über TABU INTERNATIONAL eine Starthilfe für die Ausstattung ihrer Schutzkleidung und die Anschaffung von Eseln, Karren usw. um Müll einsammeln zu können. Für die Müllentsorgung erhalten die Frauen von den Müllverursachern ein kleines Entgelt und können damit ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Für die Bevölkerung bietet CAFGEM begleitend theoretische Aufklärung zur Müllproblematik in der Projektschule an. Dank einer kleinen Solar-Anlage auf dem Schuldach können hierzu lehrreiche Video-Filme gezeigt werden, um den Kindern und Jugendlichen, sowie der hier siedelnden Bevölkerung ein neues Bewußtsein für die globale, regionale und lokale Müllproblematik verständlich zu machen. Dieses Projekt wird aufgrund der kontinuierlich notwendigen Aufklärung und Ergänzung der Ausstattung für die Taka-Taka-Frauen noch weitergeführt. Kenya hat die Verwendung von Plastiktüten inzwischen gesetzlich verboten. Dennoch bleibt aufgrund fehlender flächendeckender Infrastruktur für das Müllsammeln und Müllentsorgen noch viel zu tun für die MüllsammlerInnen.